Wollen sie die Standardeinstellungen wiederherstellen? © 2006

 

3 mixed media Objekte von Gerald Zahn und Stefan Buxbaum

 

Arial 10pt (Beton + Streusplitt) 113 cm x 61cm x 46 cm
Courier New 12pt (Kunststein färbig + Erde, Blumen)
Times New Roman 12pt (Kunststein weißer Marmor + Erde, Wiese)

Schafft es ein Produkt als internationale Norm anerkannt zu werden, steht einer weltweiten Verbreitung nichts mehr im Wege. Immer mehr genormte Produkte werden so durch ihre selbstverständliche Nutzung unbemerkt in das alltägliche Leben integriert.

 

Bei tagtäglich verwendeten Gebrauchsobjekten wie Schreibpapier und Schriftarten fallen Normierungen kaum noch auf. Milliarden von Menschen dienen die gleichen Standardschriften als Ersatz für ihre Handschrift, ebenso viele bringen ihre Gedanken auf gleichformatigem Papier zum Ausdruck.

 

Diesen (durchaus sichtbaren) Normen, die unseren Alltag unbemerkt strukturieren, setzen die beiden Künstler Gerald Zahn und Stefan Buxbaum mit ihrer skulpturalen Trilogie ein Denkmal. Sie inszenieren das mögliche Ende indem sie den drei bekanntesten Standardschriften jeweils ein Grab – mit Grabstein im A4 Format – bauen.

 

Courier New, Times New Roman, Arial, DIN-A4:

 

Vor der Erfindung des DIN-A4-Formats wurde Papier in verschiedenen Größen hergestellt. Briefe passten nicht in Umschläge, Blätter nicht in Mappen. Um der Papierverschwendung Einhalt zu gebieten, entwickelte der Berliner Ingenieur Dr. Walter Porstmann 1922 das DIN-A4-Format.
Seine Idee bestand darin, die Grundfläche eines Quadratmeters immer weiter zu halbieren. Auf diese Weise entstanden die einzelnen Größen (A0-A5). Alle Formate lassen sich leicht vergrößern oder verkleinern, ohne dabei verzerrt zu werden.

 

Das DIN-A4-Format hat sich weltweit durchgesetzt, verleibte sich alles ein und wurde zur Norm für den Briefverkehr, für Zeitschriften und Hefte, Formulare und Amtsblätter. Das einheitliche Format wirkte sich ebenso auf die Entwicklung von Schreibmaschinen, Kopierer und Drucker aus. Auch Schreibtischschubladen und Aktenschränke werden so konstruiert, dass die zahlreichen A4-Blätter optimal darin verstaut werden können.
Zweifellos ist es nicht übertrieben, zu behaupten, das DIN-A4-Format hätte die Welt erobert – nur in Amerika und Kanada findet sich noch immer eine Vielzahl unterschiedlicher Papierformate.

 

Um den Bau der ersten Schreibmaschinen zu erleichtern, konstruierte man alle Buchstaben gleich breit. Courier New wurde der Standardschrift für Schreibmaschinen nachempfunden. Noch nehmen alle Buchstaben den gleichen Raum ein während bei moderneren Schriften schmälere Schriftzeichen weniger Raum benötigen.
Lange Zeit wurde die Courier New 12 Punkt für alle US-Dokumente als Standardschrift verwendet. Erst seit 1. Februar 2004 sind auf Anordnung des US-Außenministeriums alle diplomatischen Dokumente in der Schrift Times New Roman 14 Punkt zu drucken, da sich diese Schrift durch ökonomischeren Platzverbrauch auszeichnet.

 

Times New Roman ist eine der bekanntesten Schriftarten. Sie wurde in den 30er Jahren für die Zeitung „The Times“ entworfen und avancierte schnell zur führenden Buchschrift, worin sie erst vierzig Jahre später, unter drastisch veränderten Druckbedingungen, durch eine andere Schrift ersetzt wurde.

 

In ihrer digitalen Form erfreut sich die Schrift nach wie vor großer Beliebtheit. Dies verdankt sie vor allem der Tatsache, dass sie in den Betriebssystemen von Microsoft und Apple bis heute als Standardschriftart eingestellt und somit allgegenwärtig ist. Sie verleiht automatisch den Worten all jener Schreibenden Gestalt, die im Textverarbeitungsprogramm „Word“ die Standardeinstellung nicht verändern.

 

1989 gilt als Geburtsstunde der Schriftart Arial, die sich rasch gegen Times New Roman durchgesetzt hat, da sie am Bildschirm besser lesbar ist. Während bisher Schriften als Vorlage dienten, die ursprünglich für andere Medien entwickelt worden sind, wurde die Schrift Arial direkt für den Computer entworfen. Die Frage, ob es für diese Schrift nicht doch ein Vorbild gegeben habe, ist jedoch nicht unumstritten. Die Schrift Helvetica sieht Arial verdächtig ähnlich, weshalb es Vermutungen gibt, dass Microsoft Helvetica nur geringfügig abändern ließ, um Lizenzgebühren zu umgehen.

 

Trotz ihres Erfolges ist auch die Verabschiedung der Schriftart Arial schon vorprogrammiert: Ungefähr 2007 wird die Schrift Segoe die Nachfolge der ehemaligen Hausschrift von Microsoft angetreten haben.